Synthetische Kraftstoffe

eFuels als Ergänzung zur
E-Mobilität auf dem Weg zur
CO2-Neutralität

Strom tanken – eFuels machen es möglich: Vor wenigen Wochen fiel der Startschuss für den Bau der ersten von Porsche initiierten Fabrik für die Produktion des nahezu CO2-neutralen Kraftstoffs. Das Gemeinschaftsprojekt „Haru Oni“ von Porsche, Siemens Energy und weiteren internationalen Partnern ist die weltweit erste integrierte und kommerzielle Großanlage zur Herstellung synthetischer, klimaneutraler Kraftstoffe. Es nutzt die optimalen klimatischen Bedingungen für Windenergie in der südchilenischen Provinz Magallanes, um mit Hilfe von nachhaltig erzeugtem Strom synthetisches Benzin zu erzeugen.

Der Produktionsstart der Pilotanlage in Chile ist für Mitte 2022 vorgesehen. Neben Siemens Energy und Porsche beteiligen sich am „Haru Oni“-Projekt unter anderem der italienische Energiekonzern Enel und ExxonMobil sowie die chilenischen Energieunternehmen Gasco, ENAP sowie AME, das Hauptentwickler sowie Eigentümer der Projektgesellschaft HIF (Highly Innovative Fuels) ist.

Als Sportwagenhersteller wird Porsche die eFuels perspektivisch in den eigenen Modellen mit Verbrennungsmotor einsetzen. Angesichts des hohen Bestandes an Fahrzeugen
– weltweit rund 1,3 Milliarden – erfolgt der Hochlauf der Elektromobilität nicht schnell genug, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Zudem entwickeln sich die verschiedenen Regionen auf der Welt nicht im gleichen Tempo in Richtung Elektromobilität, so dass auch in Jahrzehnten noch Autos mit Verbrennungsmotoren unterwegs sein werden.

Mit nahezu CO2-neutral hergestellten eFuels können auch diese Fahrzeuge einen Beitrag zur schnellen CO2-Reduktion leisten. „Wir brauchen dringend eine Lösung für den nachhaltigen Betrieb der Bestandsflotten“, betont Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung der Porsche AG. „Mit grünen Kraftstoffen ist dieses Ziel zu erreichen. Sie sind eine sinnvolle Ergänzung zur Elektromobilität.“ Darüber hinaus gibt es andere Verkehrssektoren wie Luft- und Schifffahrt, die sich nicht oder nur schwer elektrifizieren lassen und in denen diese Kraftstoffe zum Einsatz kommen können.

Niedrige Kosten für regenerativ erzeugte Energie sind der Schlüssel für eine schnelle Wettbewerbsfähigkeit von eFuels. Am Standort der Pilotanlage in Chile läuft ein Windrad durchschnittlich 270 Tage im Jahr mit Volllast. In Deutschland sind es mit denselben Investitionen aufgrund der geografischen und meteorologischen Gegebenheiten hingegen nur rund 80 Tage im Jahr. Der Nutzungsgrad der Windanlage in Chile liegt mit 74 Prozent Volllaststunden also rund dreiheinhalb Mal höher als in Deutschland mit 22 Prozent Volllaststunden aller Onshore-Windräder.

Neben den daraus resultierenden niedrigen Energiekosten zur Erzeugung von eFuels in Chile entscheiden aber auch Steuern und Abgaben über den Preis und somit den wirtschaftlichen Erfolg. eFuels werden umso schneller wettbewerbsfähig, je mehr sich fossile Energieträger in Zukunft durch regulatorische Maßnahmen wie Energiesteuern oder CO2-Bepreisung verteuern und eFuels von solchen Abgaben – dem tatsächlichen CO2-Ausstoß entsprechend – befreit werden.

Mit dem im „Haru Oni“-Projekt vorgesehenen Methanol-to-gasoline-Prozess (MtG) konzentriert sich das Konsortium zunächst auf Kraftstoffe für Benzinmotoren. eFuels benötigen für ihre Produktion grundsätzlich nur die beiden Rohstoffe Wasser und Kohlendioxid. Um Wasserstoff per Elektrolyse zu gewinnen, wird Gleichstrom durch Wasser geleitet, wodurch am Minuspol (Kathode) Wasserstoff abgespalten und aufgefangen wird. Das Kohlendioxid als weiterer wichtiger Baustein für eFuels wird über das so genannte Direct Air Capture-Verfahren direkt der Luft entzogen. Dabei blasen große Ventilatoren Umgebungsluft durch Filter, an denen sich das in der Atmosphäre enthaltene Kohlendioxid anlagert. Aus H2 und CO2 wird per Methanol-Synthese eMethanol (CH3OH) erzeugt und daraus wiederum per MtG-Synthese synthetisches Roh-Benzin.

Der nahezu CO2-neutral gewonnene Kraftstoff wird in einem weiteren Schritt durch Blending so veredelt, dass er der aktuellen Kraftstoffnorm DIN EN 228 entspricht. Dadurch kann er sowohl direkt in jedem Fahrzeug mit Ottomotor eingesetzt als auch fossilem Kraftstoff beigemischt werden. Grundsätzlich ließe sich durch vergleichsweise geringe Modifikationen der Anlage aber zum Beispiel auch eKerosin für Flugzeuge aus dem eMethanol herstellen.

Ab 2022 soll die Pilotanlage rund 130.000 Liter eFuels pro Jahr erzeugen. Diese Menge wird Porsche komplett abnehmen und den grünen Kraftstoff zunächst vor allem bei Motorsportaktivitäten einsetzen. Darüber hinaus hat sich Chile im Rahmen seiner Nationalen Grünen Wasserstoffstrategie ehrgeizige Ziele gesetzt. Dazu zählt u. a., weltweit den preisgünstigsten Wasserstoff zu erzeugen und das Land zu einem führenden Exporteur von grünem Wasserstoff und dessen Derivaten zu entwickeln.



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Jonas Bierschneider

PR-Referent Modellreihen 911 und 718

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