Karosserie und Aerodynamik

Der Motorsport als Vorbild

Der neue Porsche 718 Cayman GT4 RS macht optisch aus seiner Performance keinen Hehl. Der auffällige Heckflügel mit Schwanenhalsanbindung, die NACA-Lufteinlässe in der Fronthaube, die Prozessluftöffnungen hinter den Seitenscheiben – der GT4 RS ist klar als das neue Topmodell der Baureihe 718 zu erkennen. In der Performance-Stellung von Frontdiffusor und Heckflügel, die dem Einsatz auf Rundstrecken vorbehalten ist, generiert der 718 Cayman GT4 RS 25 Prozent mehr Abtrieb als der 718 Cayman GT4.

Heckflügel wie beim Le-Mans-Sieger

Bereits auf den ersten Blick fällt beim 718 Cayman GT4 RS der neue Heckflügel ins Auge. Der feststehende CfK-Flügel mit schwarzen Sideblades und Schwanenhals-Anbindung ist vom Le-Mans-Klassensieger, dem GT-Rennfahrzeug Porsche 911 RSR abgeleitet. Der aktuelle 911 GT3 hat ihn als erstes Porsche-Serienfahrzeug bekommen. Nun profitiert auch der 718 Cayman GT4 RS von den aerodynamischen Vorteilen dieser Konstruktion. Das Konzept mit zwei deckelfeste Aluminiumstreben, die Flügel von oben halten, führt zu einer möglichst geringen Störung der Umströmung des Flügels von unten. Nur kurz wird der Luftstrom von den Stützen unterbrochen, findet direkt dahinter wieder zusammen und trifft dann gebündelt auf die Unterkante des Flügels. Ein kräftiger und gleichmäßiger Luftstrom ist an dieser Stelle für den Abtrieb relevanter als die Strömung an der Oberseite – das funktioniert beim Heckflügel genau entgegengesetzt zur Tragfläche eines Flugzeugs, wo die Luft an der Oberkante schneller strömt, um Auftrieb zu erzeugen.

Der Anstellwinkel des Heckflügels ist beim GT4 RS manuell in drei Stufen einstellbar. Dasselbe gilt auch für den Frontdiffusor, der mithilfe von mechanischen Schiebeelementen vierstufig passend verstellt werden kann. So lässt sich bei Bedarf eine individuelle aerodynamische Balance ins Fahrzeug bringen, die zur Strecke und zu den Vorlieben des Fahrers genau passt.

Neuartige Führung der Prozessluft

Wandert der Blick von der Abrisskante am Heck mit der integrierten dritten Bremsleuchte in Richtung Fahrzeugfront, bleibt er zunächst an den neuen Lufteinlässen hinter den Seitenscheiben für Fahrer und Beifahrer hängen. Dort wo bei allen anderen Modellen des 718 Cayman kleine Dreiecksscheiben eingebaut sind, sitzt beim GT4 RS die Ansaugung der Prozessluft für den 500 PS (368 kW) starken 4,0-Liter-Boxermotor. Die seitlichen Lufteinlässe hinter den Türen dienen der Kühlung des Sechszylinders.

Vorn fallen vier Öffnungen in der Front auf, die es bislang bei keinem Modell der 718-Baureihe gab. Oben auf den Kotflügeln sitzen Radhausentlüftungen inklusive Lamellen. Diese Louvers genannten Entlüftungslamellen aus dem Motorsport sind bei Porsche erstmals im 911 GT3 RS der Generation 991 zum Serieneinsatz gekommen. Sie verringern besonders bei hohem Tempo den Überdruck, der durch die rotierenden Räder im Radhaus entsteht. Damit vermeidet sie wirkungsvoll den Auftrieb an der Vorderachse. Zwei sogenannte NACA-Lufteinlässe prägen die Optik des Leichtbau-Frontdeckels. Die ursprünglich vom National Advisory Committee for Aeronautics (NACA), dem Vorläufer der Raumfahrtbehörde NASA, entwickelten Lufteinlässe verbinden zwei Eigenschaften, die sich normalerweise ausschließen: Sie verbessern die Bremsenkühlung, verschlechtern dabei jedoch nicht den cW-Wert des Fahrzeugs. Auch bei Rennfahrzeugen kommen die NACA-Lufteinlässe deshalb häufig zum Einsatz.

Unterdruck am Heck saugt den GT4 RS an die Straße

Die gesamte Frontverkleidung des 718 Cayman GT4 RS wurde vom GT4 abgeleitet, aber aerodynamisch optimiert. So wurde die Buglippe neugestaltet und mit umströmten seitlichen Blades ausgestattet. Das verbessert die Entlüftung und Durchströmung des Radhauses und erhöht damit weiter den Abtrieb auf der Vorderachse. Die Luft, die unter dem GT4 RS hindurchströmt, wird über neue Leitelemente am vollverkleideten Unterboden stark beschleunigt, so dass ein Unterdruck am Heck entsteht. Das sorgt für mehr Abtrieb an der Hinterachse.

Im Unterboden des GT4 RS sind zwei weitere NACA-Lufteinlässe zu finden. Auch sie dienen der Kühlung – in diesem Fall profitiert der Ottopartikelfilter –, und auch diese Kühlluftführung lässt den cW-Wert unberührt. Am Ende tritt die unter dem Wagen strömende Luft durch einen Heckdiffusor wieder aus. Dieses Bauteil wurde vom 718 Cayman GT4 übernommen und um aerodynamische Finnen an den Seiten ergänzt. Sie beruhigen den Luftstrom am Heck zusätzlich und wirken sich positiv auf den Abtrieb aus.

35 Kilogramm eingespart durch Leichtbaumaßnahmen

Während die aerodynamischen Maßnahmen zur Steigerung der Fahrdynamik deutlich ins Auge springen, wirkt eine weitere Performance-Eigenschaft der Karosserie eher im Verborgenen: der Leichtbau. Ganze 1.415 Kilogramm nach DIN, also vollgetankt und ohne Fahrer, bringt der 718 Cayman GT4 RS noch auf die Waage. So ist jede der 500 Pferdestärken für die Beschleunigung von nur 2,83 Kilogramm verantwortlich (3,8 kg/kW). Um dieses Ziel zu erreichen, bestehen sowohl die vorderen Kotflügel als auch die Fronthaube aus kohlefaserverstärktem Kunststoff (CfK), die Heckscheibe ist aus Leichtbauglas hergestellt, und Bi-Xenon-Leichtbauscheinwerfer ohne Scheinwerferreinigungsanlage sparen weiteres Gewicht. Dämmmaterial wurde teilweise gestrichen, der Sichtschutz des Kofferraums entfiel ganz. Der Innenraum ist mit Leichtbauteppichen ausgelegt. Natürlich dürfen in einem RS-Modell auch Leichtbau-Türverkleidungen mit textilen Zuziehschlaufen sowie Netze an den Ablagefächern nicht fehlen.

Die vergrößerten Bremsscheiben bringen zwar zusätzliches Gewicht ins Auto, dennoch wiegt der Porsche 718 Cayman GT4 RS unterm Strich 35 Kilogramm weniger als der GT4. Mit dem optionalen Weissach-Paket kann das Gewicht des GT4 RS sogar noch weiter reduziert werden. Bestellt der Kunde hier zusätzlich die 20-Zoll-Magnesium-Schmiederäder, reduzieren sich die ungefederten Massen um weitere zehn Kilogramm. Äußerlich erkennbar ist das Weissach-Paket an dem Einsatz von Sichtcarbon am Frontdeckel, den Prozesslufteinlässen, den Kühllufteinlassblenden, am Heckflügel, an den Oberschalen der Außenspiegel sowie dem Porsche Schriftzug auf der Heckscheibe. Außerdem bestehen die Endrohre der Edelstahl-Sportauspuffanlage hier aus Titan. Auch der optionale Titan-Käfig ist rund sechs Kilogramm leichter als sein Pendant aus Stahl

Individuelle Lackfarben aus der Porsche-Historie

Für den neuen 718 Cayman GT4 RS sind neun Karosseriefarben serienmäßig verfügbar: Weiß, Schwarz, Indischrot und Racinggelb als Uni-Farben sowie Carraraweißmetallic, Enzianblaumetallic, GT-Silbermetallic, Arktikgrau und Sharkblue als Sonderfarben. Käufer des optionalen Weissach-Pakets können in den Angeboten zudem ausgefallene Lackierungen ganz nach dem eigenen Geschmack wählen. Im Programm „Farbe nach Wahl“ bietet die Porsche Exclusive Manufaktur eine Palette von 115 bereits freigegebenen Farbtönen an.



Fahrwerk
Interieur und Ausstattung