Nach dem geänderten Reglement bei den Sportprototyen, die eine Weiterführung wegen der neuen Hubraumgrenze von drei Litern verhindert hat, beendet Porsche die sehr erfolgreiche Ära. Porsche-Chef Ernst Fuhrmann sieht ab 1972 für den 911 großes Potential im Motorsport und damit gutes Werbepotential für Porsche. Im Juni 1972 startet ein erster RSR-Prototyp (Renn-Sport-Rennen) mit einer stark verbreiterten Karosserie bei den 1.000 Kilometer von Zeltweg am Österreichring. Beim inoffiziellen Porsche-Werkseinsatz fährt Günther Steckkönig mit einem leicht getarnten Rennwagen als Prototyp direkt auf den zehnten Platz im Gesamtklassement.
Nach dem Renndebüt eines ersten offiziellen 911 Carrera RSR bei der Tour de Corse im November 1972 entschließt sich Porsche ein Jahr später, die Erfolgsgeschichte des 911 im Rennsport auszuweiten. Porsche will mit einem Werksteam bei der Markenweltmeisterschaft 1973 teilnehmen, unter anderem mit den Spitzenfahrern Herbert Müller und Gijs van Lennep.
Anfang Februar 1973 geht beim 24-Stunden-Rennen von Daytona ein von Peter Gregg und Hurley Haywood pilotierter RSR mit 22 Runden Vorsprung durchs Ziel. Ein fulminanter Start in die neue Saison. Im März folgt bei den 12 Stunden von Sebring wieder ein Sieg der beiden Fahrer, unterstützt von Dave Helmick. Es folgen Langstreckenrennen in Vallelunga, Le Mans, Dijon, Monza und Spa-Francorchamps, bei denen 911 RSR-Rennwagen mit ihren Piloten erfolgreich abschneiden. Herbert Müller und Gijs van Lennep gewinnen zudem im Mai 1973 bei der berühmten und harten Targa Florio. „Der Sieg war wichtig für uns, weil sich gezeigt hat, dass der RSR mit dem größeren Heckflügel auf Rundstrecken und Rallye-Strecken sehr schnell fährt“, erinnert sich Peter Falk. Bei den 24-Stunden von Le Mans im Juni 1973 belegen Herbert Müller und Gijs van Lennep in einem 911 Carrera RSR den vierten Platz im Gesamtklassement. Beim International Race of Champions (IROC) im Oktober 1973 setzt Roger Penske aus den USA zwölf identische 911 Carrera RSR 3.0 ein, in denen Fahrer aus unterschiedlichen Rennklassen gegeneinander antreten.
In der ersten Saison erringt der 911 Carrera RSR drei internationale und sieben nationale Meisterschaften – und begründet damit den Erfolg des 911 für die nächsten Jahrzehnte. Neben dem Werksteam setzen viele Privatfahrer- und Teams auf den 911 Carrera RSR und erlangen in den nächsten Jahren zahlreiche Siege bei nationalen und internationalen Veranstaltungen.
Porsche setzt den 911 auch im Rallyesport ein. Die East African Safari im April 1973 und die 1.000 Lakes Rallye im August 1973 gelten als Testläufe für künftige Einsätze. Perfekt aufgestellt geht Porsche mit zwei für die Rallye vorbereiteten 911 RS im April 1974 bei der East African Rallye an den Start – Björn Waldegård und Hans Thorszelius werden bei der kraft- und materialraubenden Rallye nach 5.000 Kilometern Zweite im Gesamtklassement – nur wegen der Annullierung einer Etappe verpasst Porsche den verdienten Sieg.
Mit dem 911 Carrera RS 2.7 entwickelt Porsche aber nicht nur einen Sportwagen für die Rennstrecke, sondern ein Auto, das Kunden im Alltag und bei Rennen nutzen können. Mit dem Reisewagen auf die Rennstrecke. In der zeitgenössischen Werbung heißt es: „Sein Repertoire: Per Achse zum Rennen und wieder nach Hause. Montag ins Büro. Dienstag nach Genf. Abends zurück. Mittwoch zum Shopping. City. Stauung. Kriechverkehr, aber keine Kerze verrußt, keine Kupplung streikt. Donnerstag Landstraße, Autobahn, Serpentinen, Feldwege, Baustellen, Freitag nur Kurzstrecke und immer wieder Kaltstarts. Samstag mit Urlaubsgepäck nach Finnland. Carrera RS – beim Sprint wie beim Marathon voll unerschöpflicher Reserven.“